14.06.2013

Missglückte Lernferien

 

Sogar ins Ausland ging ich, um mich optimal auf die Semesterprüfungen vorzubereiten. Genauer gesagt nach Oslo, Stockholm und Turku. Verteilt über diese drei Stationen fand die diesjährige Nordic Orienteering Tour NORT statt. Vor dem ersten Rennen, einem Sprint, in der Agglomeration von Olso, war ich sehr gespannt auf meine Form. Ich hatte in den letzten Wochen viel trainiert, allerdings keine OL-Wettkämpfe bestritten. Anders als meine Kaderkollegen blieb ich in der Schweiz und versuchte, vorzeitige Prüfungsvorbereitung und optimaler Aufbau auf die Tour zu koordinieren. Und es lief gut. Ich verlor zu Beginn des Rennens etwas Zeit auf den längeren Routen, hatte aber einen guten Flow und lief im top besetzten Feld auf den 14. Rang.

Bild Sascha Rhyner

Mitteldistanz – knock out

Tags darauf fand eine Mitteldistanz statt. Es regnete wie aus Kübeln und ich war so richtig übermotiviert am Start, voller Vorfreude auf das anspruchsvolle und durchnässte Gelände. Posten Eins kontrolliert, Posten Zwei sauber, check, check, hier sollte Posten drei stehen. Sollte. Scheisse. Auf den kleinen Weg nach dem Posten und nochmals sauber reinlaufen. Hier war ich doch schon mal. Nochmals raus auf den Weg bis zum nächsten Sumpf zur Absicherung und nochmals rein. Der nächste Läufer kommt schon und läuft zur Flagge. F. – genau hier war ich doch schon zweimal (GPS-Analyse zeigt: Zweimal 10 Meter vorbei ist halt auch daneben)!!!

Bild Sascha Rhyner

In der Folge lief ich das Rennen mit Lind, mal er vorne, mal ich. Dann kam ein längerer Abschnitt wo ich etwas ins Hintertreffen kam und beschloss, zum nächsten Posten risikoreich ohne  viel Kontrolle zuzulaufen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Resultat: Zu zweit suchen wir den Posten rund zwei Minuten. Nach der Ankunft im Ziel ging bei mir der Vorhang zu. Es traf genau ein, was ich um jeden Preis vermeiden wollte, nämlich schon früh in der Tour viel Zeit zu verlieren.

Mit diesem Rennen war ich dann auch schon fast ausgeknockt. Bis zur Qualifikation in Schweden schaffte ich es nicht, den Frust vollständig zu verarbeiten. So lief ich mit Wut im Bauch und nicht voll im Hier und Jetzt, was zu kleinen Zeitverlusten und dem 26. und nicht zu einem der 24. Finalplätze führte.

Bild Sascha Rhyner

Neues Land, neue Hoffnung

Nach dem kurzen Besuch in Schweden ging es ins heisse Finnland. Ich sammelte neuen Mut, neues Rennen, neue Chance. Und nochmals ein Sprint, auf diese Disziplin hatte ich mich in den letzten Wochen voll und ganz konzentriert. Pech nur, wenn ich nicht mal mehr in der Lage bin, die Posten in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Nach einer langen Passage über eine Autobrücke galt es eine Schlaufe mit fünf Posten zu absolvieren, bevor es wieder zurück über besagte Brücke ging. Und diese Schlaufe machte ich in verkehrter Reihenfolge. Zwar merkte ich es nach drei Posten und konnte so eine Disqualifikation vermeiden, aber die Finalqualifikation war einmal mehr vorbei.

Bild Sascha Rhyner

Für den abschliessenden Jagdstart versuchte ich nochmals alle Energie zu mobilisieren, um wenigstens in einem typischen südfinnischen Wald einen versöhnlichen Abschluss zu finden. Ich kämpfte und krampfte, holte 7 Plätze auf, aber im Vergleich zu den oft in der Gruppe laufenden Erstklassierten hatte ich auch im Tagesvergleich kein Brot.

 

Schnell vergessen nützt nichts

Am nächsten Tag reiste ich bereits wieder in die Schweiz, da die Prüfungen anstehen. Eigentlich ein guter Grund, die Enttäuschung der NORT schnell zu vergessen. Aber das kann ich nicht. Zu viele Fragen stelle ich mir. Weshalb lief ich durchgehend so schlecht – letztes Jahr unterlief mir kein einziger grober Fehler während der NORT. Hatte ich zu viel im Kopf? War es nicht klug, mich auf die Sprintdistanz zu konzentrieren? Wird mir dies dafür längerfristig etwas bringen? War ich physisch überhaupt genug schnell? Weshalb konnte ich die Mitteldistanz nie wirklich vergessen – es ist nicht meine erste Wettkampfserie. Was für Konsequenzen ziehe ich daraus?

Bild Sascha Rhyner

Und schon sind drei Prüfungen vorbei – für deren Vorbereitung hat der Auslandaufenthalt allerdings auch nicht viel gebracht, wie ich Frage um Frage schmerzlich erfahren muss.

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