02.09.2014

Gut studiert aber keine Munition mehr

Ende Juni hatte ich beschlossen, meine Schmerzen im Fuss zu ignorieren und wieder in normalem Umfang und mit vernünftigem Laufpensum zu trainieren. Da die Schmerzen in etwa gleich blieben, klappte das auch gut und ich kam rasch wieder in Form. Objektiv betrachtet war der Aufbau für den Hauptwettkampf, die Studenten-WM, sicher zu kurz, nichts desto trotz fühlte ich mich gut vorbereitet.

Stud-WM Gang

Knapp vorbei ist auch daneben

Wie im letzten Artikel beschrieben, trat ich als Titelverteidiger über die Langdistanz an. Entsprechend geladen und mit dem Plan, von Anfang an voll anzugreifen, stand ich am Start. Schon nach ein paar Metern spürte ich, dass ich heute super Beine hatte. Leider musste ich nach zwei Posten auch schon feststellen, dass schnelle Beine allein nicht ausreichen. Ein kleiner Bogen zum ersten sowie ein zeit- und kräfteraubender Schlenker zum zweiten Posten liessen mich meine Taktik nochmals überdenken. Fortan lief es besser, es schlichen sich kaum mehr Fehler ein. Im Ziel kam ich mit neuer Bestzeit an, sie bestand aber nur wenige Minuten, bis mein Teamkollege Andreas meine Vorgabe deutlich unterbot. Die Analyse zeigte, dass ich auf der letzten langen Routenwahl eine sehr schlechte Entscheidung getroffen hatte und deshalb aus den Diplomrängen flog.

Mitteldistanz

Nachdem die Langdistanz durch sehr viel Steigung und wenig heikle Posten charakterisiert war, erwartete uns für die Mitteldistanz eine komplett andere Aufgabe. Ein flacher Wald mit vielen Wasserrinnen und unzähligen Tannendickichten, die der Bahnleger bewusst suchte, um das Navigieren mit schlechter Sicht zu erschweren. Ich startete wieder schnell aber kontrollierter und kämpfte Posten für Posten um die nötige Präzision. Bis ins Ziel summierten sich die kleinen Fehler im Postenraum auf gut eine Minute. Allerdings war ich zufrieden, denn ich wurde während des gesamten Laufes nie nachlässig und hatte stets alles unter Kontrolle. Ohne Zeitverluste durchzukommen erwies sich als fast unmöglich und so resultierten der 6. Platz und ein Diplom. Auf das Podest fehlten indes nur Sekunden.

Der abschliessende Staffelwettkampf wurde im selben Wald wie die Mitteldistanz ausgetragen und nach solider Vorarbeit meiner beiden Teamkollegen erging es mir ähnlich wie an der Mitteldistanz – solider Lauf mit kleinen Zeitverlusten.

immer sehr wichtig - gutes Partyoutfit für die Stud-WM Feier (Switzerland 1, Rest of the world 0)

Selbe Aufgabe, anderes Resultat

Danach konnte ich mich für eine Woche erholen und meinen Fuss kurieren. Via Langdistanz-SM, wo ich völlig neben den Schuhen stand und starke Schmerzen verspürte, reisten wir für einen weiteren Auslandeinsatz ins Burgenland. Dort erwartete uns für die Militär-WM die modernste Kaserne Europas, ein sehr motiviertes und engagiertes Organisationsteam und ein ähnlicher Wald wie für die Mitteldistanz und die Staffel in Tschechien verwendet wurde.

die unzähligen Stunden Zugschule kamen uns wiedermal zuguteMilitär-WM Team

Anders als an der Studenten-WM bekam ich aber nie richtig Vertrauen in die Karte und mein Fuss zwang mich dazu, bereits ab dem ersten Tag mit Schmerztabletten zu arbeiten. Über die Mitteldistanz ging das mit Ausnahme eines Postens gut, weil aber alle sehr eng beisammen waren, kostete dieser Fehler viele Plätze. An der Langdistanz startete ich gut und konzentriert, ab dem ersten Postenraumfehler war es aber um mich geschehen. Der Fokus war weg, die Gedanken irgendwo. Und wenn man nicht mehr voll darauf konzentriert ist, saubere Kartenarbeit zu verrichten und immer zu pushen, bemerkt man auch die Schmerzen im Fersen trotz Scherzmittel. In der Folge unterliefen mir viele Zeitverluste und ich hatte Mühe, alles aus mir herauszuholen. Im Ziel war mir sofort klar, dass ich das WM-Vorbereitungs-TL in Schottland auslassen werde und eine nachhaltige Lösung für den Fuss finden muss.

Mitteldistanzfriendship trough sport

Der Plan ist nun, ab Mitte September für fast vier Wochen, die Plantar Fasciitis dreimal pro Woche mit Stosswellentherapie (2x) und Massagen (3x) zu behandeln, gleichzeitig den Trainingsumfang zu reduzieren, jedoch die schnellen Einheiten beizubehalten, um den Körper an eine „normale Belastung“ ohne Schmerzen heranzuführen. Je nach dem werde ich den Prozess mit weiteren medizinischen Massnahmen unterstützen. Langfristiges Ziel ist, damit einen beschwerdefreien Start ins Wintertraining zu ermöglichen.

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