08.07.2015

Der erste Eindruck zählt

Seit den Testläufen Ende Mai sind viele Trainingswochen vergangen und ich startete an mehreren Rennen. Gleich nach den Wettkämpfen in der Schweiz flogen wir mit dem Nationalteam nach Schottland, um ein weiteres Puzzleteilchen auf dem Weg zur diesjährigen WM einzusetzen. Da für mich nach den Testläufen der Zug für die WM 2015 bereits abgefahren war, konzentrierte ich mich auf die Fortsetzung meines Plans wieder schmerzfrei vorne mitlaufen zu können. Ich war sehr motiviert, die Testläufe endlich hinter mir zu haben tat gut. Mit zufriedenstellenden Wettkämpen am Ende des Lagers im Gepäck reiste ich via kurzen Zwischenhalt in der Schweiz wieder nach Göteborg.

Es war einlaufhosennass in Schottland......aber trotzdem sehr amüsant (Foto: Sina Tommer)

Von dort ging es schon bald weiter mit dem Klub an die Jukola – die grösste OL-Staffel der Welt. Ich freute mich auf einen spannenden Lauf in schönem Gelände, kam dann aber ab dem Start nicht auf Touren und verlor kontinuierlich Zeit auf die schnellsten Konkurrenten. Besonders bitter war, dass meine Kollegen auf ihren Teilstrecken extrem gute Resultate erzielten und ich die Chance verpasste, ein super Teamergebnis heimzulaufen. Ich kam enttäuscht zurück nach Schweden, fragte mich ob die Erkältung nach dem Lager in Schottland noch letzte Auswirkungen zeigte oder ob meine Formkurve doch nicht steigend war. In solchen Momenten kommen sofort auch diverse andere Fragen auf, vor allem wenn man nicht in seinem gewohnten Umfeld lebt und täglich ein paar Hürden übersteigen muss. Ich liess zum Glück den Faden nicht los und führte mein Training wie geplant weiter mit Vorfreude auf das nächste Individual-Trainingslager in Strömstad.

die beiden GMOK Herrenteams (Foto: Anna Wallin)

Strömstad here I am

Vergangene Woche nun trainierte ich ein weiteres Mal in der WM-Region 2016. Da ich schon viele Karten kenne und unzählige Impressionen aus dem Gelände festgehalten habe, suchte ich bewusst ein paar eher unbekannte Plätze auf, um die Basis in diesen einzigartigen Wäldern weiter zu stärken. Über 20° Grad am frühen Morgen, blauer Himmel den ganzen Tag und ein paar coole Clubkollegen, die sich meinem Programm anschlossen, machten die Trainingstage perfekt. Am Ende des Aufenthalts standen mit der „Gränsjakten“ zwei Wettkämpfe am Rande des WM-Sperrgebiets auf dem Programm. Die Kartenaufnahme und Bahnlegung übernahm ein Kartenaufnehmer und Bahnleger der WM. Nach den vielen gesammelten Eindrücken vom WM-Gelände wagte ich eine etwas offensive Zielsetzung – ich wollte nach diesen Wettkämpfen das Gefühl haben im Gelände angekommen zu sein und zu wissen, auf was es dort ankommt.

GMOK WestsideAbkühlung muss sein

Bei der Mitteldistanz am Samstag bestand der Startteil aus einem Feuerwerk von Posten und mit sehr viel Motivation im Bauch lief ich etwas hektisch. Ich fand dann aber meinen Rhythmus und konnte grössere Zeitverluste vermeiden. Mit 40 Sekunden Rückstand auf die Spitze hatte ich eine gute Ausgangslage für den kommenden Jagdstart gelegt.

MitteldistanzLangdistanz

Ein weiterer heisser Tag wartete und ich fand diesmal super ins Rennen und lag nach zwei Posten an der Spitze. Nach meinem einzigen Posten mit „bommad tid“, wobei der Zeitverlust darin bestand, dass ich nur die Flagge nicht aber die etwas davon entfernte SI-Einheit fand, waren die vier Bestklassierten vom Vortag miteinander unterwegs. Dies nur für einige Sekunden, bevor uns eine Routenwahl wieder trennte. Fortan lief ich ein kontrolliertes und teils sehr offensives Rennen. Auf dem Weg zum Hügel mit den letzten Posten lag ich in Sichtweite hinter dem führenden Athleten. Ich fand wie schon früher in diesen beiden Wettkämpfen nochmals positive Gedanken um mich zu puschen. Der Gesichtsausdruck von Marcus beim Weglaufen vom drittletzten Posten verriet mir, dass es mir wie gewünscht gelungen war, nochmals Druck auf ihn auszuüben. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Arbeit und kam ohne weiteren Gegnerkontakt ins Ziel. Etwas überrascht stellte ich fest, dass noch kein Eliteläufer vor mir dort angekommen war und so gewann ich meinen ersten Wettkampf auf Strömstad-Boden. Auch wenn es nur ein kleiner Event war, das Wissen, drei schwedische Läufer geschlagen zu haben, die alle auch an die WOC 2016 wollen und die Erkenntnis, tatsächlich im Gelände angekommen zu sein, erfüllen mich mit Freude und Zuversicht.

Foto: Mette Kristensen

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