13.11.2022

Das Leben danach – last post

Vor gut einem Jahr habe ich aufgehört, professionell zu trainieren. Auch wenn der Rücktritt vom Spitzensport weit im Voraus geplant war, bekundete ich lange Mühe mit der Umstellung der Prioritäten im Alltag.

Bereits im Herbst 2020 traf ich den Beschluss, die Saison 2021 zu meiner letzten mit Ambitionen auf einen internationalen Einsatz anzutreten. Hauptgrund für den Rücktritt war, dass ich immer mehr das Gefühl bekam, nicht mehr genügend Energie und Spass für einen dichten Wettkampfkalender zu haben. Auch habe ich, seit dem ich nicht mehr Mitglied im Nationalkader bin, anderen Aspekten des Alltags mehr Beachtung und Zeit geschenkt und spätestens seitdem ich Papi bin, nahm die Priorität und der Zeitaufwand für den Sport ab.

Somit habe ich mich über lange Zeit mit der Frage befasst, wieviel mir die sportliche Karriere noch Wert ist und ob ich nach wie vor auf viele Sachen verzichten und Kompromisse eingehen will, um auf höchstem Niveau zu trainieren. Und trotzdem hat mich die Tatsache, mich dann tatsächlich vom Hauptinhalt meines Alltags der letzten 15 Jahre zu entfernen, ziemlich mitgenommen.

Ich habe bis zum Schluss den Sport sehr hoch priorisiert, war auf das Verständnis und die Unterstützung meiner Familie angewiesen, um auf dem Niveau zu trainieren, das ich benötigte, um mit den Kaderathleten mithalten zu können und mir die Chance zu wahren, nochmals international laufen zu dürfen. Entsprechend war mein Alltag vom Training und der Wettkampfplanung geprägt und wenn ich am Morgen aufwachte, war stets klar, auf was ich den Fokus an diesem Tag lege.

Und genau dieser Umstand, dass zugespitzt gesagt die letzten 15 Jahre an jedem Tag klar war, was mir wichtig ist und auf was ich hinarbeite, ist der grösste Unterschied zum „Leben danach“.

Eine gesunde und glückliche Familie zu haben, eine wunderbare Frau und eine Tochter, mit der ich am liebsten jede mögliche Stunde und Minute verbringen möchte, das macht mich glücklich. Die Beziehung zu meinen Eltern, Brüdern und langjährigen Freuden zu pflegen, auch. Ich sehe es als meine Aufgabe, für die Familie da zu sein und meiner Tochter einen möglichst unbeschwerten Start in ihr Leben zu ermöglichen. Gleichzeitig kann und will ich gewisse Dinge in der Entwicklung der Familie nie im selben Ausmass beeinflussen, wie ich das im physischen und mentalen Bereich bei mir selbst als Spitzensportler beeinflussen konnte. Zu analysieren, in welchen Bereichen und mit welchen Massnahmen ich mich verbessern kann, stetig besser zu werden und auf ein konkretes Ziel hinzuarbeiten, das war mein täglicher Ansporn als Sportler. Und nun?

Nun ist ein gutes Jahr vergangen seit meinem Rücktritt. Und nach dem mir die erste Welle an Emotionen und Gedanken direkt ins Gesicht geklatscht hat – und ich ihr auch nicht ausgewichen bin – sehe ich Muster in meinem Alltag, die ich genau so als Spitzensportler kennengelernt habe. Es ist wichtig, Projekte zu planen, auf die man hinarbeiten und sich freuen kann. Bei jeder Aufgabe, die man hoch priorisiert, das Bestmögliche herauszuholen. Und für Personen und Dinge, die einem wichtig sind, alles zu geben.

Ich blicke zurück auf eine fantastische Zeit als Sportler. Ich durfte Erlebnisse machen, die nur wenige so erfahren in ihrem Leben. Emotionen im positiven und negativen Sinne erleben, wie sie für mich nur schwer vorstellbar sind ausserhalb des Sports zu erfahren. Und ich durfte über die gesamte Zeit auf ein Umfeld zählen, ohne das es mir nie möglich gewesen wäre, dies alles zu erleben und die wichtigsten Lektionen meines Lebens zu erhalten. Allen Personen, die mich in irgendeiner Form unterstütz haben und denen ich seit meinem Rücktritt noch nicht persönlich danken konnte, an dieser Stelle: Herzlichen Dank!

Studenten-Weltmeister 2012

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freundschaften

 

 

 

 

 

 

Weltcup-Diplom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Liebe zur Natur

 

 

 

 

 

 

Athlete of the mission 2011 - mit Bundesrat Ueli Maurer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Individual Trainingslager Marokko

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stolzer Papi

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